Andere

Mondsklaven

Menschen

"Sie waren zu emotional, weshalb es häufig zu Kriegen oder anderweitigen Eskalationen kam. Ihre Körper waren nicht stark genug, wodurch sie allzu leicht Viren und Bakterien zum Opfer fielen – ganz zu schweigen von ihrer geringen Lebenserwartung, da sie schneller als wir Elfen alterten. Sie besaßen keine besonderen Fähigkeiten, wohingegen ihre Kulturgüter wie Kunst, Musik und Literatur nur in begrenztem Maße und mit äußerster Vorsicht zu genießen waren aufgrund ihrer manipulativen Eigenschaften. Nicht viele Bücher schafften es bis nach Héron, vorbei an den Kontrollgängen des Königs. Dabei dienten jene Werke lediglich dazu, um die Menschen zu studieren. Manch einer empfand ihre äußeren Hüllen als eine Beleidigung seines tadellosen Geschmacks. Obwohl uns die Menschen paradoxerweise ähnelten. Nur einige wenige Aspekte unterschieden uns von ihnen, wie beispielsweise die spitzen Ohren, magische Fähigkeiten und eine höhere Lebenserwartung 335 von umgerechnet eintausend Menschenjahren. Einhundert Menschenjahre waren in unserer Zeitrechnung bloß zehn Elfenjahre, da wir wesentlich langsamer alterten." 
[...]
"Die Dunkelelfen positionierten die Menschen so vor dem Geländer, dass die Menge unter uns freien Blick auf die Opfer hatte. So perfekt, wie die manipulierten Menschen dort standen, schienen sie der Königsfamilie ernsthaft Konkurrenz zu machen. In ihren regungslosen Gesichtern spiegelten sich keinerlei Emotionen. Ihre gräulich verfärbten Augen wirkten tot, als existiere kein Leben mehr in ihnen."
[...]
"Der König konnte es noch so oft leugnen, doch uns magische Wesen verband mit den Menschen so viel mehr als er sich eingestehen wollte. So wie auch unsere Haut. Wir besaßen keinen Schutzpanzer, keinerlei Federn, Fell oder Schuppen, die unsere Haut weniger menschlich erscheinen ließ. Ganz gleich, ob es die tiefschwarze Haut der Dunkelelfen oder die nahezu durchschimmernde Haut der Himmelselfen war – wir alle bluteten, wenn wir verletzt wurden."
[...]
"Die letzten Tage und Nächte war ich damit beschäftigt gewesen, all die Menschen – die sich aufgrund der von den Feen gelegten Spuren nach Héron verirrt hatten – zu vergiften. Denn für den König waren die Menschen nichts anderes als ein Mittel zum Zweck. Aufgrund der Manipulation gehorchten sie mir bedingungslos und verrichteten all die Arbeiten, um die sich kein anderes magisches Wesen mehr kümmern sollte – wie beispielsweise die Bewirtung der außerhalb der geschützten Mauern liegenden Felder oder die Reinigung der Bezirke. Wie willenlose Marionetten fristeten sie ihr Dasein im Armenring, ohne Bezahlung, Behausung oder gar Nahrung. Während die schwarze Magie sie wie ein Parasit Stück für Stück von innen auffraß."
[...]

 „Und wenn Ihr Euch einen Virus eingefangen habt, Prinz Joseph?“, hielt er dagegen. „Ihr verkehrt regelmäßig mit den Menschen, und seit ihrer Anwesenheit steigen die Krankheitsraten in Héron an.“

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Der Schwarze Prinz)

Die heiligen Naturgeister

"Ich würde mich hüten, auch nur einer einzigen Seele in 1600 diesem von Naturgeistern verlassenen Palast von letzter Nacht zu erzählen."
[...]
"Die Naturgeister der vier universellen Elemente sowie die Geister der Sonne und des Mondes konnten unmöglich gutheißen, welche Ausmaße meine Kräfte angenommen hatten." 
[...]
"In einem gemächlichen Tempo lief ich mich zunächst ein und suchte unter den Birken, die die Wege säumten, Schutz vor der grellen Sonne. Nach und nach steigerte ich mein Tempo. Kam an farbenfrohen Blumenbeeten und abstrakt zugeschnittenen Büschen vorbei sowie an marmornen Brunnen, auf deren Rändern die in Stein gemeißelten Naturgeister saßen. Die Geister des Wassers, der Erde, des Feuers und der Luft hatten ähnlich menschliche Züge wie wir Elfen, doch laut den Legenden und Sagen waren ihre Körper einzig aus ihrem Element geschaffen."
  

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Der Schwarze Prinz)


- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -


"Natürlich trug er auch heute die schwarze Uniform als Diener des Palastes. Sie bestand aus einer Jacke mit einer Vielzahl von violetten Knöpfen und Streifen und einer ebenso schwarzen Stoffhose. Auf dem Rücken und seiner linken Brusttasche, genau über dem Herzen, war das Zeichen der Königsfamilie abgebildet: Ein verschnörkeltes "A" für den Familiennamen "Aronos", das von den vier Naturgeistern umgeben war, gekennzeichnet durch die universellen Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft – als hätten die Naturgeister höchstpersönlich König Askeelan Aronos zum rechtmäßigen Herrscher auserkoren. Alle Diener des Palastes trugen sein Zeichen."
[...]
"Unsere Kräfte hatten uns die Naturgeister und die Geister der Gestirne verliehen, so besagten es die Legenden. Sie erzählten auch darüber, dass sich wohl vor vielen hundert Jahren jemand von Unseresgleichen in das ›Bermuda-Dreieck‹ verirrt hatte."
 

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Verrat)


- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

"Vielleicht mögen dich die Naturgeister zu dieser Abhängigkeit auserkoren haben", fuhr der König fort. "Vielleicht haben sie dich deshalb ausgewählt, da du mit Mächten spielst, die deinen Geist schlichtweg überfordern."
[...] 
"Ich bin kein Teil dessen«, schloss der König. "Ich werde es nie sein. Die Naturgeister haben mich zu Höherem berufen. Ihren Plan gilt es zu entschlüsseln. Und dieser Schlüssel liegt wohl in den Mondsklaven selbst.«
[...]
"Fort, fort ist der Groll. Der Groll auf jenen Staub, aus denen einst das Leben wuchs. Fort, fort wischt der Sturm all jene Lügen, deren Wahrheit niemand wagt. Das Blut ist rein, sofern es den Schatten der anderen annimmt. Es verzeiht all die Schuld. Verzeiht all die Scham. All jene, deren Herzen rein sind, bleiben verschont. All jene, deren Glaube rein ist, werden stets belohnt. Das Schicksalsrad dreht und dreht sich. Es kennt den Ausgang, kennt die Lösung, doch zeigt es keinen Ausweg, keinen Steg, den zu gehen die Sündigen verpflichtet sind. Das güldene Licht versiegt. Schwärze tritt an seine Stelle. Die Dunkelheit ebnet den Weg für die Verdammten, die Geächteten und Toten. Ihre Gewänder bluten. Sie verfärben und verfälschen die Wahrheit. Jeder wird blind werden. Und jeder Blinde den wahren Weg finden. Wir sind die Wahrheit. Wir sind das Schicksal. 
Wir … sind der Fluch."

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Vergeltung)