Mondsklaven

Man nannte uns Fehler. Fehler der menschlichen Entwicklung.
Bestien in harmloser und unscheinbarer Gestalt. 
Fremdgesteuert durch eine höhere Macht besaßen wir nicht einmal einen eigenen Willen. 

Basilisk

Basilisken (Cerrejonensis)

"Die alles Licht verschlingenden Augen auf mich gerichtet, schien Rhysos jede einzelne Bewegung von mir zu verfolgen. Er trug eine Rüstung, obwohl er sie für gewöhnlich nicht benötigte. Er beherrschte seine Halbverwandlung außerordentlich gut. Das war sowohl mir als auch jedem anderen in diesem von Naturgeistern verlassenen Palast überdeutlich bewusst - benutzte ihn mein Vater vor allem, um die „Drecksarbeit“ zu erledigen und unlautere Bürger in die Kerker zu sperren. Seine Dunkelschuppen konnten nicht durch gewöhnliche Waffen verletzt werden, Magie durchdrang sie ebenfalls nicht. Serpium war der einzige Rohstoff, der dies zustande brachte.
Oder der Rubinsonnentrank."
[...]
"Er war über und über bedeckt mit Dunkelschuppen. Mühelos hatten sie sich durch seine stählerne Rüstung geschnitten. Scheppernd rutschte diese zu Boden und präsentierte den Nachfahren der Basilisken in seiner vollen Pracht – mit dem Dornenkranz am Hals, dessen Anblick die königliche Waffenkammer regelrecht erblassen ließ."
[...]
"Es hatte seinen Grund, dass man die Nachfahren der Basilisken auch gefallene Drachen nannte. Sie waren der Grund für die Mauer, die den Tenerest-Wald von uns anderen magischen Wesen abschotteten."
[...]
"Der Wind wehte und trug das Knistern und Krabbeln des Waldes mit sich. Ein dumpfes Brummen, Zischen und Knurren erklang. Äste knacksten. Es raschelte im Gebüsch. Dunkle Schatten zogen vorüber. Langsam und lauernd. Die glatte Oberfläche eines spitzen Reißzahnes glänzte gefährlich blutend im Licht der untergehenden Sonne. [...] Mit ihrer imposanten Größe ragten sie vor ihnen auf wie gewaltige Drachenschlangen aus einer längst vergessenen Zeit. Fünfzehn Augenpaare richteten sich auf sie, allesamt nachtschwarz wie ihre Dunkelschuppen. Sie alle verfügten über imposante Dornenkränze.
Als ob sie diesen Schutz tatsächlich benötigten.
Als ob ihnen irgendjemand je entkommen könnte.
Als wäre nicht ihr alleiniges Erscheinungsbild ein Anlass zur Furcht.
"

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Der Schwarze Prinz)


- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

"Zwar hatten alle Mondsklaven eines gemeinsam: Wir verwandelten uns bei Vollmond – allerdings war jeder von ihnen durch gewöhnliche Waffen verwundbar und halbwegs zu kontrollieren.
Nicht so wir.
Wir waren gefallene Drachen, Basilisken, gigantische Schlangenbestien. Durch unsere panzerharten Schuppen vermochte kaum ein Speer oder Schwert zu dringen und unsere Zähne glichen messerscharfen Klingen. Ganz zu schweigen von unserer enormen Größe, aufgrund derer Basilisken-Angriffe erschienen, als wäre ein Tornado durch die Landschaft gebraust.
Basilisken mordeten grundlos, ohne Rücksicht auf Verluste. Die emotionsgeleitete Kontrolle über unsere Bestien erlangten wir nur unter schwersten Bedingungen."

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Verrat) 

Kristallspinnen (Arachnida)

"Die beiden Zofen Arachnida, Mutter und Tochter, richteten ihre wachsamen Blicke endlich wieder auf die Königin und ihren erstgeborenen Sohn. Beide trugen ihre Haare raspelkurz, wodurch ihre schwarzen Augen zur Geltung kamen. Die Zofenuniformen umhüllten spielerisch ihre feinen Gliedmaßen – erkennbar an ihren Händen und den dünnen Hälsen. Sie wirkten beinahe gebrechlich. Aber das täuschte. Diese Körper waren auf das Konstrukt einer Spinne ausgerichtet. Sie beide waren äußerst begabte Kämpferinnen bei den Shows, die während der Festlichkeiten im Palast ausgestrahlt wurden. Es kribbelte mir unangenehm im Nacken, als ich daran dachte, dass sie in ihrer verwandelten Form selbst meinen Bruder überragten."
[...]
"Sie ließ sich fallen und zog damit den überraschten Schattenelfen zu Boden. Als er wieder aufsprang, hatte er keinen Menschen mehr in seinem Griff, sondern lediglich eine menschenähnliche Gestalt mit einem kristallinen Panzer und riesigen Klauen zwischen dem Kiefer. Mit einem Ruck riss sie dem Prinzen die Ketten aus den Händen. Rote Schlieren prangten nun an seinen Armen, die durch das eingerissene Hemd durchschienen. Der Schattenelf zuckte nicht einmal zusammen."

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Verrat)

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

"Zwischen dem Chaos, den unzähligen Menschen und mir, knickten ihm die Beine weg. Schreiend hielt er sich den Kopf. Doch es kamen nur rasselähnliche Geräusche aus seiner Kehle, während seine Haut mehr und mehr einem kristallinen Panzer glich. Seine Iriden wurden von Sekunde zu Sekunde dunkler. 
Und vergrößerten sich. 
Als wäre ein Fass Tinte ausgelaufen."
[...]
"Seine Haut wirkte durchscheinend. [...] In seiner Halbverwandlung könnte er Scheren wachsen lassen, die meine Knochen wie Zahnstocher zerbrechen würden. [...] Da stürzte er sich bereits auf mich. Ich verlor das Gleichgewicht. Ivan knallte mit seinem gesamten Gewicht auf mich, presste mir die Luft aus der Lunge. Ich konnte nicht atmen und hustete und hustete, während ich seinen Mund anstarrte. Seinen Mund, an dessen Seiten zwei kristalline Scheren heraussprossen."
[...]
"Die Kristallspinne schoss hoch. Riss den Mund weit auf. Es war zu wenig Platz in seinem Kiefer, zu wenig Platz für die spitzen Zähne. Rasselähnliche Geräusche stiegen seine Kehle empor. Er brüllte mich an. [...] Hastig kletterte ich aus dem Wagen; die anderen umzingelten den Nachfahren der Kristallspinnen. Dieser wischte sich den Staub der Straße von den inzwischen weiß-silber glänzenden Wangen, die fast durchscheinend wirkten, – längst hatte ihn sein Panzer eingehüllt – und stemmte sich hoch."

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Verbannung)

Skorpixe (Crassas)

"Bei Vollmond verwandelte er sich in einen Skorpix: in einen dreimannslangen, rußschwarzen Skorpion. Sein Rang befand sich unmittelbar unter dem meines Vaters. So wie alle anderen Mondsklaven besaß auch er dunkles Haar und dieselben alles Licht verschlingenden Augen. Allerdings war sein Mal ein anderes: Ein kleiner Skorpion zierte seine linke Schläfe."

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Verrat)


- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -


"Der junge Mann, der soeben einem Zwerg über den Rücken strich, weil der sich übergeben musste, war Tom Crassas. Er gehörte den Skorpixen an und bei Vollmond verwandelte er sich normalerweise in einen dreimannslangen, rußschwarzen Skorpion. Jetzt wiesen lediglich die tiefschwarzen Iriden und das kleine Skorpion-Mal an seiner linken Schläfe auf seine Abstammung hin."
 

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Vergeltung) 

Rauchbären (Ursidae)

"Auch die Zofe Ursidae sah wieder zu ihrer Schutzperson – anscheinend hatte sie wie die anderen ihren ursprünglichen Platz abgeben müssen und bewachte nun Prinzessin Inura. Sie war eine beleibte Frau in den besten Jahren und das Fell ihrer verwandelten Form würde vom Erscheinungsbild her stark an rauchige Wolken oder Kringel erinnern: Ihr dunkler Dutt war mit grauen Strähnen durchzogen, ihr Blick müde und im Gegensatz zu uns anderen Mondsklaven war ihr Körper auf den Körperbau eines Bären ausgelegt. [...] Die Zofe Ursidae trug auf dem Rücken sogar einen Schild, der mithilfe von elastischen Bändern gespannt wurde, die bei einer Verwandlung wahrscheinlich nachgaben – ihr Fell schützte sie im Gegensatz zu den Zofen Arachnida und meinem Vater und mir nicht vor Angriffen."

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Verrat)


- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -


"Ich überging meine schimpfenden Stimmen und musterte Boli, betrachtete seinen kräftigen Körper, dessen Knochenbau eindeutig auf einen Rauchbären ausgelegt war. Die alles Licht verschlingenden Augen taten ihr Übriges – ich hatte mich nicht nur einmal gefragt, warum die anderen sich mehr vor mir fürchteten als vor ihm."
 

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Verbannung) 

Dunkelphönixe (Aves)

"Ich schlüpfte in die Ärmel und ließ Zofe Aves die Knöpfe wieder schließen. Als sie meinen Kragen richtete, kam ich nicht umhin, ihr schmales Gesicht nach irgendwelchen Gefühlsregungen zu durchforsten. Ich wartete auf das plötzliche Wachsen rasiermesserscharfer Zähne und sprießende Federn, deren Farbe an verkrustetes Blut erinnerten. Doch weder ihre Augen noch das Dunkelphönix-Mal an ihrer Schläfe verrieten etwas. Sie hatte ihre Bestie außerordentlich gut unter Kontrolle. Scheinbar unnötig schien der Rubinsonnentrank, der in einem gläsernen Flakon um ihren Hals baumelte und den sie wie alle anderen Mondsklaven täglich mit sich führte."
[...]
"Die Nachfahrin der Dunkelphönixe konnte mir nicht ins Gesicht blicken – es schien, als schämte sie sich für ihre Halbverwandlung. Unkontrolliertes Krächzen stahl sich durch ihre rasiermesserscharfen Zähne, während ihre Zofenuniform wirkte, als hätte man sie wortwörtlich mit Federn ausgestopft."
[...]
"Lloyd Aves sah aus, als könnte ihn der nächste Luftzug umstoßen. Seine feinen Gliedmaßen wirkten zerbrechlich, beinahe hohl, wie bei Vögeln. Seine Gesichtszüge waren schmal und sein Kinn spitz zulaufend. Über seinen Fingerknochen spannte sich die Haut, als hätte er zu wenig gegessen. 
Als würde er immer zu wenig essen."
 

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Der Schwarze Prinz)


- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -


"Auf Valeas linker Schläfe war ein winzig kleiner Phönix zu erkennen, der zum Flug bereit schien. Ihre Federn waren im Gegensatz zu den gewöhnlichen Phönixen rußschwarz und blutrot. Ich erkannte, dass Gärtnerin Aves angespannt war und jederzeit zur Flucht bereit schien. Einzelne schwarzrote Federn sprossen aus dem Kragen ihrer Dienstuniform, die meinem Zofengewand nicht unähnlich war."
 

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Verrat)


- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -


"Valea war zu wendig, zu schmal, um sie richtig greifen zu können – mit einer einzigen Drehbewegung schoss sie empor und flog Richtung Decke."
 

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Verbannung) 

Nebelwölfe (Lupus)

"In seiner verwandelten Gestalt trug die Farbe seines Fells ein silbriges Grau wie das des Mondes, und er konnte auf zwei Beinen laufen. [...] Der Waldelf, der über keinerlei magische Fähigkeiten verfügte, wollte ausgerechnet jene Person beschützen, die sich bei Vollmond in einen riesigen Wolf verwandelte. Selbst in seiner Halbverwandlung wuchsen ihm ein Raubtiergebiss und Krallen."

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Der Schwarze Prinz) 

Schattenkatzen (Pardus)

"Eine Gestalt trat in mein Blickfeld: Tierhüterin Anwa Pardus, eine Mondsklavin, die sich bei Vollmond in eine Schattenkatze, einen schwarzen Panther mit Säbelzähnen, verwandelte. Das Mal, das sich auf ihrer linken Schläfe abzeichnete, erkannte ich selbst aus dieser Entfernung: Es zeigte den Kopf ihrer Bestie."

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Verrat)


- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -


"Anwa verpasste mehreren tiefe Kratzer, sodass die Wände mit blutroter Farbe bespritzt wurden."
 

(Auszug: Der Fluch der Mondsklaven - Verbannung)